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Ein schwieriges Unterfangen: Die Wahl der Reitschule

Irgendwann stehen wohl alle Eltern eines pferdebegeisterten Kindes vor der schwierigen Aufgabe, die richtige Reitschule für ihren Sprössling zu finden. 

Wer sich auf die Suche macht, wird feststellen: Reitschulen gibt es wie Sand am Meer. Da sollte es doch eigentlich kein Problem sein, eine geeignete Reitschule in der Nähe zu finden. Die meisten Eltern haben vermutlich bislang keine Erfahrung mit Pferden gemacht. Daher werden sie sich nach Auswahlkriterien richten, die ihnen sinnvoll erscheinen: eine wohnnahe Lage, damit das Kind die Reitschule selbständig erreichen kann und ein möglichst günstiger Reitstundenpreis. Doch ist das wirklich die richtige Vorgehensweise?

Um es gleich vorneweg zu sagen: Eine Reitschule ist ein Unternehmen wie jedes andere auch, nämlich eines, das wirtschaften muss um langfristig zu überleben. Wird also am Reitstundenpreis gespart, lernt der Reiteinsteiger in der Regel auf Kosten der Schulpferde. Wenn er etwas lernt. Denn oftmals steht auch kein vernünftiges Unterrichtskonzept dahinter, was bedeutet, dass man am falschen Ende spart, da der Lernerfolg weitgehend ausbleibt.

Ein Reitbetrieb bringt jede Menge Kosten mit sich: Reitlehrer und Angestellte müssen bezahlt werden, die Betriebskosten für die Reitanlage verschlingen zusätzlich und außerdem müssen die Schulpferde 365 Tage im Jahr versorgt werden - auch wenn der Reitschüler mal keine Lust zum Reiten hat oder im Urlaub ist. Es versteht sich also von selbst, dass eine gute Reitstunden ihren Preis haben muss.

 

Natürlich kommt es darauf an, wo sich die Reitschule befindet: in ländlichen Gegenden ist Reitunterricht etwas günstiger als im stadtnahen Gebiet. Im Süden zahlt man für eine Reitstunde mehr, als im Norden. Der durchschnittliche Wert für eine Gruppenstunden beträgt aber etwa 16 bis 19 Euro. Liegt der Preis deutlich darunter, wird dies üblicherweise durch größere Gruppen ausgeglichen oder es wird an anderen Ecken gespart.

 

Wer Reituntericht zu Dumpingpreisen anbietet kann nicht gewährleisten:

  • gut ausgebildeten Schulpferde in verschiedenen Größen, die regelmäßig weitergebildet werden.
  • geschulte Reitlehrer, die sich durch Freundlichkeit und Kompetenz auszeichnen und Spaß daran haben mit Schülern und Pferden zusammenzuarbeiten.
  • Reitunterricht in kleinen Gruppen, die nach Reiterfahrung eingeteilt werden, statt Massenabfertigung.
  • artgerechte Haltung der Pferde mit täglichem Auslauf.
  • regelmäßige Hufpflege.
  • einwandfreie medizinische Versorgung.
  • passendes Sattelzeug das regelmäßig vom Sattler überprüft wird.
  • einen schönen Lebensabend für Schulpferde-Rentner, die ihren Dienst als Schulpferd quittieren müssen.

 

Soweit so gut, doch worauf sollte man nun achten, wenn man sich auf die Suche nach einer guten Basisreitschule macht?

 

Um sich einen Überblick zu verschaffen, können Sie einen Blick ins Internet werfen. Viele Reitschulen verfügen mittlerweile über einen Internetauftritt, der potenziellen Kunden ausführliche Informationen zur Verfügung stellt. Doch lassen sie sich nicht von einem professionellen Auftritt blenden, viel wichtiger als eine tolle Internetpräsenz ist das Reitschulkonzept:

  • wie ist der Unterricht aufgebaut,
  • welche Qualifikationen haben die Reitlehrer, 
  • was für Pferde stehen zur Verfügung und welche Ausbildung haben sie,
  • wird Theorieunterricht angeboten,
  • sind Pferde-Umgang, Pferdepflege und Bodenarbeit Teil der Ausbildung,
  • wie werden die Pferde gehalten.

Weniger wichtig sind Qualität und Aussehen der Schulpferde. Natürlich ist es der Traum vieler Reiteinsteiger auf schicken ganggewaltigen Sportpferden das Reiten zu lernen, aber das wäre eher kontraproduktiv. Erstens, haben solche Pferde ihren Preis und zweitens setzen Bewegungen, die den Zuschauer ins Staunen versetzen, ein hohes Maß an körperlicher Koordination voraus, die ein Reiteinsteiger definitiv nicht aufbringen kann, wenn er mit dem diesem tollen Hobby beginnt. Für den Einstieg reicht also ein Pferd mit ganz gewöhnlichen Gängen, dass eine gute Ausbildung genossen hat und außerdem brav und gesund ist.

Auch Turniererfolge des Reitlehrers sind kein Garant für einen guten Reitunterricht. Denn, jemand der selbst gut reiten kann, ist noch lange nicht in der Lage sein Wissen auch verständlich zu vermitteln. Sie sollten sich also, nachdem sie sich vorab informiert haben, selbst einen Eindruck verschaffen und ein paarmal dem Reitunterricht folgen. Wenn sie einigermaßen nachvollziehen können, was der Reitlehrer seinen Schülern erzählt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch ihr Kind von seinem Unterricht profitiert. Wenn Sie die Unterrichtsatmosphäre als angenehm empfinden, wird wohl auch ihr Kind gerne zum Reitunterricht gehen. Und wird seitens des Reitlehrers auch noch freundlich auf die Fragen der Reitschüler eingegangen, können sie ihr Kind getrost zur Probestunde anmelden.

Ein weiteres Indiz für eine gute Reitschule ist die Pferdehaltung und das Verhalten der Pferde: Leben die Pferde im Offenstall und können selbst entscheiden ob sie drinnen oder draußen leben oder sind sie in einer Box untergebracht? Wenn sie im Offenstall leben, macht dieser einen ordentlichen Eindruck und bietet allen Pferden genügend Unterstand oder handelt es sich um einen Bretterverhau mit Matschkoppel? Wenn die Pferde in einer Box untergebracht sind, haben sie helle luftige Boxen mit frischer Einstreu und ist der tägliche Auslauf mit Artgenossen gewährleistet oder stehen sie in einem dunklen, muffigen und nach Ammoniak stinkenden Stall? Sind die Pferde wohlgenährt oder schauen die Rippen raus? Wirken die Pferde zufrieden und ausgeglichen und nehmen an ihrer Umgebung teil oder stehen sie desinteressiert in der Ecke? Wie reagieren sie auf Menschen? 

 

Am Fellglanz sollten sie sich allerdings nicht orientieren. Pferde die in artgerechter Gruppenauslaufhaltung leben und sich nach Lust und Laune im Dreck wälzen können, erinnern - gerade im Winterfell und im Fellwechsel - zwar manchmal eher an krustige Fellklumpen als an Pferde, aber sie können glücklicher sein, als ihre glänzenden Artgenossen, die ihr gesamten Leben in der Luxus-Box fristen müssen. Können, müssen aber nicht. Wie überall, kommt es eben immer auf die Gesamtumstände an. Hier sollten sie sich, nachdem sie die Reitschule mehrfach besucht haben, auf ihr Gefühl verlassen.

Wie sie sehen, gibt es also viele Dinge die zu beachten sind, aber wenn sie sich die Zeit nehmen, um sich im Vorfeld ausführlich zu informieren, werden sie damit belohnt, dass ihr Kind eine gute Basisausbildung erhält, die nicht nur dem Kind Spaß macht, sondern auch den Pferden - auch, wenn das vielleicht bedeutet, eine etwas längeren Anfahrt in Kauf zu nehmen.

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