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Mein Pferd reisst beim Aussitzen den Kopf immer hoch

Ich bin elf Jahre alt und bekomme auf meinem Ponywallach zweimal in der Woche Unterricht. Er ist sehr lieb, und wir haben viel Spaß. Wenn ich aber im Trab aussitzen möchte, tut er den Kopf hoch. Dann fühlt er sich furchtbar unbequem an, und meine Hände und Beine fangen an zu wackeln. Was kann ich tun?

Eingesendet über Standpunkt Pferd

 

Hallo,

ich versuche gerne deine Frage zu beantworten, auch wenn ich dir über das Internet nur ganz allgemein ein paar Tipps geben kann. (Ich gehe natürlich davon aus das Sattelzeug und gesundheitlicher Zustand deines Pferdes gecheckt sind. Und das dein Pony unter einem erfahrenen Reiter korrekt und losgelassen läuft.)

 

Normalerweise strecken Pferde den Rücken weg und nehmen den Kopf dabei hoch wie ein Kamel, wenn ihnen etwas unangenehm ist. Deshalb gehe ich davon aus, dass du an deinem Sitz arbeiten solltest. 

  1. Zu allererst solltest du schauen, ob du im Lot sitzt. Das bedeutet, dass Schulter, Hüftgelenk und Absatz in etwa untereinander liegen sollten. Lass dir dabei am Besten von einem Außenstehenden Feedback geben und vertraue seinem Urteil - auch wenn sich das für dich vielleicht erstmal komisch anfühlt. Wenn du ihm gar nicht glaubst, dann lass dich fotografieren!

  2. Sitzt du korrekt, überprüfe die Länge deiner Steigbügel!
    Damit du in den Gelenken nach unten durchfedern kannst, dürfen die Bügel nämlich nicht zu lang sein. Das richtige Maß findest du, wenn du dich auf dein Pferd setzt und die Beine neben den Steigbügeln locker herabhängen lässt. (Wirklich ganz locker! Ungefähr so, wie gekochte Spaghetti von einer Gabel herunterhängen.) Die Trittfläche deines Steigbügels sollte dann direkt unterhalb deines Knöchels liegen.
    Hängt er tiefer, ist das Bein zu lang. Damit stellst du dann deine Hüfte fest und ein Mitgehen in der Bewegung ist nur sehr schwer möglich. (Dies ist übrigens besonders bei Dressurfans ein beliebter Fehler, da lange Bügel besonders "In" sind. Wenn man die Bügel dann richtig einstellt, kommt man sich erstmal vor wie ein Springreiter. Fühlt sich aber schlimmer an, als es aussieht.)

  3. Übe nun das Aussitzen! Lasse dabei die Zügel vorerst ganz lang. Versuche nicht dein Pferd "runterzureiten". Dein Pferd lässt den Hals fallen (nimmt den Kopf bei lang-gedehntem Hals runter), wenn es sich unter dir entspannt. Und das tut es, wenn es deinen Sitz als angenehm empfindet. Es geht jetzt also erstmal um dich, nicht um dein Pferd. (Das Formen kommt erst, wenn der Sitz passt).

  4. Versuche nicht, dich mit den Beinen festzuhalten. Das funktioniert nämlich nicht. (Diesen Fehler nennt man übrigens Klammern.)
    Der Pferderücken geht im Trab rauf und runter. Immer dann, wenn der Rücken nach oben geht, spannen sich die Muskeln auf der Innenseite deiner Oberschenkel an. Das ist ein Reflex, den du nicht ausschalten kannst und der dich im Falle eines unerwarteten Hüpfers auf dem Ponyrücken bleiben lässt.
    Aaaber.... bleiben diese Muskeln angespannt, weil du dein Bein zusammendrückst um dich festzuhalten, sitzt du quasi gegen die Bewegung des Ponys und fängst mehr oder weniger an zu hoppeln. Zumindest hoppelst du aber so doll, dass es deinem Pony unangenehm ist. Du musst also lernen, dich mit dem Pferderücken, nach unten zu entspannen. Also quasi zusammen mit dem Pferd nach unten zu "fallen".
    Fühle also den Rhythmus deines Ponys 1-1-1-1-1-1-1 (denn beim Aussitzen, sitzt du ja jeden Takt aus) und entspanne Po und Bein immer dann, wenn der Rücken nach unten geht. 1-1-1-locker-locker-locker...
    Gleichzeitig entspannst du deine Schultern ein ganz kleines bisschen. Du kannst dir auch vorstellen, dass deine Schultern im Trabrhythmus ganz ganz winzigkleine Rückwärtskreise machen (die man aber von außen nicht sehen darf).

  5. Auch ein übertriebenes Geradesitzen, kann einen geschmeidigen Sitz verhindern. Setze dich also ein klein wenig mehr auf die "Hosentaschen" (wirklich nur ein ganz minikleines bisschen) und lass deine Brust bzw. dein Brustbein ganz minimal absinken (wirklich auch hier nur ein ganz ganz minikleines bisschen) aber immer nur soviel, dass du immer noch gerade sitzt. Du kannst dir außerdem vorstellen dich vom Bauchnabel aus nach hinten-oben durch die Brustwirbelsäule stabilisieren. Ertaste mit deinen Fingern (Zeige- und Mittelfinger) beide Körperstellen und folge einem unsichtbaren Energiestrahl.

  6. Sei ein Schwan! Denke bei deiner Kopf-Hals-Haltung an den elegant nach hinten-oben gewölbten Hals und leicht getragenen Kopf eines Schwanes. Weniger an eine Schildkröte (das fühlt sich dann auch irgendwie verkrampft an)

  7. Und zu guter Letzt: Entspanne deine Ohren! 
    (Nicht fragen, nicht wundern. Einfach dran denken. Das reicht.)

Mit diesen kleinen Korrekturen, sollte es mit dem Aussitzen bald besser klappen. Wenn dein Pony dann beginnt anzuschnauben und den Hals zu senken, dann kannst du beginnen die Zügel allmählich zu verkürzen und ihm die Hand anzubieten. Akzeptiert es die angebotene Anlehnung ohne sich erneut zu verkrampfen, kannst du damit beginnen dein Pony peu à peu "an die Hand" heranzureiten.

 

Viel Spaß beim Üben
Deine Ponykram-Karo

 


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