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Reiten lernen

Aus aktuellem Anlass möchte ich auf das Thema Reitunterricht und Reiten lernen eingehen, da mir nahegelegt wurde, ich solle doch einfach hin und wieder mal ein Auge zudrücken und diejenigen, die das Reiten nicht so Ernst nehmen, etwas schneller voran bringen. Übersetzt bedeutet dies: schneller weg von der Longe, schneller galoppieren, schneller ausreiten. Dazu möchte ich gerne Stellung nehmen!

1. Reiten lernen heißt nicht einfach nur auf dem Pferd zu sitzen.

Reiten können bedeutet auch nicht, sein Pferd mehr oder weniger - meist durch unsachgemäßen Zügelgebrauch - unter Kontrolle halten. Reiten lernen heißt, sich auf ein Lebewesen einzulassen, das völlig anders lebt und denkt als wir. Reiten lernen zieht einen immerwährenden Lernprozess nach sich. Wir müssen bereit sein unseren Sitz, unsere Koordination und unser Körpergefühl ständig zu verbessern und das eigene Handeln zu hinterfragen.

 

2. Reiten lernt man nicht in zehn Stunden.

Reiten ist ein Lifetime-Sport, was bedeutet, dass man nie ausgelernt hat. Es gibt aber Richtwerte, die von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung herausgegeben werden. Diese besagen, dass es durchschnittlich etwa 100 Stunden regelmäßigen Reitunterricht braucht, um seinen Sitz und sein Pferd unter Kontrolle zu haben. Sprich, wenn jemand einmal wöchentlich in die Reitschule geht, braucht es zwei Jahre um die nötige Sicherheit zu gewinnen. Das ist ein zwar nur ein grober Richtwert, den ich aber im Großen und Ganzen, von einigen Ausnahmen einmal abgesehen, bestätigen kann. 

Auch diejenigen, die "nur" Ausreiten wollen, sollten zumindest diese Basisausbildung durchlaufen. Nicht nur, weil auch ein Geländepferd gymnastiziert werden muss um langfristig gesund zu bleiben, sondern auch, für die eigene Sicherheit.

 

3. Wer Reiten lernt hat einen langen Weg vor sich.

Wer aber bereit ist den Weg der korrekten Reitausbildung einzugehen wird nicht nur viel über Pferde, Pferdeausbildung und die spannende Geschichte der Reiterei erfahren, sondern vor allem sich selbst immer besser kennenlernen. Das Pferd ist ein Spiegel und wer diesen Spiegel zu lesen weiß profitiert nicht nur beim Reiten, sondern auch für sein Leben.

 

4. Über den Sitz zur Verständigung.

Erst wer über einen sicheren und zügelunabhängigen Sitz verfügt (also die Zügel nicht als Haltegriff verwendet), wird die Reiterhilfen so einsetzen können, dass das Pferd auch in der Lage ist zu verstehen, was der Reiter von ihm verlangt. Aus diesem Grund sind auch das Reiten sowie die Sitzschulung an der Longe unverzichtbar auf dem Weg zu pferdegerechtem, feinen Reiten.

 

5. Reiten bedeutet Einssein.

Wer das "Reiten lernen" Ernst nimmt, wird irgendwann die totale Einheit zwischen sich und seinem Pferd erleben dürfen. Diese kurzen Momente, die sich im Laufe der Ausbildung von Pferd und Reiter immer weiter ausdehnen, sind unvergleichlich, einzigartig und wunderbar. Wer dieses Gefühl einmal hatte, der weiß um die wahre Faszination der Reiterei :)

 

6. Reiten bedeutet Achtung und Respekt vor der Schöpfung.

Reiter die das Reiten "nicht so Ernst" nehmen, sollten sich überlegen, ob sie sich nicht lieber ein anderes (und vermutlich auch kostengünstigeres Hobby) suchen. Wer nicht bereit ist das Reiten wirklich zu lernen, wird seinem Partner, dem Pferd, auch wenn er es vielleicht nicht beabsichtigt, Schaden zufügen.

 

7. Reiten bedeutet Harmonie.

Wer Pferde wirklich von Herzen gern hat, der wird sicher bereit sein, den langen Weg einer guten Reitausbildung zu gehen und das pferdegerechte Reiten zu erlernen. Und mit Sicherheit wird er großen Spaß daran haben. Denn der Weg ist - wie so oft - das Ziel!

 

8. Reinschnuppern ausdrücklich erlaubt.

Es spricht nichts dagegen sich oder sein Kind erstmal nur für einen Kurs anzumelden, aber man sollte von einer Reitwoche keine Wunder erwarten. Wer Wunder verspricht - und das auch noch zu Dumpingpreisen - arbeitet in der Regel auf Kosten der Pferde.

Wer sich für einen Kurs interessiert sollte zusehen, dass dort nicht nur das Obensitzen gelehrt wird, sondern auch der Umgang mit dem Pferd, das Pflegen und Führen und die Theorie. Auch wenn man nach einer solchen Reitwoche noch nicht reiten kann, so bekommt man doch ansatzweise eine Ahnung davon, ob man bereit ist den Weg der Reiterei einzuschlagen. Und wenn man sich gegen eine Zukunft im Sattel entscheidet, so kann man bei geführten(!) Ausritten ab und zu mal frische Stallluft schnuppern (Aber bitte niemals auf dem Rummelplatz!)

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Köll Kerstin (Donnerstag, 26 September 2013 18:58)

    Vielen Dank für diese, leider notwendige Information, an Die Eltern ! Es liegt wohl doch in der Verantwortung der Eltern ihren Kindern beizubringen, daß Pferde keine Sportgeräte sind, Sie sind im Reitsport "DEIN PARTNER" und sollten auch so behandelt werden !!!

  • #2

    möhre (Dienstag, 08 Oktober 2013 18:00)

    das sehe ich genauso wie köll kerstin

  • #3

    Martin (Donnerstag, 15 Juni 2017 14:45)

    Sehr schöne Gedanken, die du hier zusammengetragen hast. Meine Tochter ist durch einen Urlaub auf einem Pony/Reiterhof zum Reiten gekommen. Diese Urlaube kann ich nur empfehlen. Sie bringen dem Kind das Hobby näher und es werden (zumindest in auf guten Ponyhöfen) genau solche Ideen/Werte vermittelt!

    LG
    Martin

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